Home
Kurse
Termine
Lektorat/ Korrektorat
Webdesign
Links
Rezensionen
Kontakt
Impressum
www.text-und-web.de
Weiterbildung/ Text-Management/ Design
Ruth Borcherding-Witzke/ Silvija
Hinzmann (Hg.):

Tödliches von Haff und Hering. Küchen- und Kombüsenkrimis
von der Ostseeküste
Halle (Saale): Mitteldeutscher Verlag
GmbH 2008
245 Seiten
ISBN 978-3-89812-536-9
Beter een lütten Fisch, as gor keen op´n Disch!




Wenn's seit geraumer Zeit in jeder deutschen Ecke vor krimineller Energie nur so vibriert, darf natürlich der Nordosten nicht fehlen. Ruth Borcherding-Witzke und Silvija Hinzmann haben sich deshalb - nach zwei Bändchen mit Kurzkrimis aus Thüringen und Sachsen - jetzt dort umgesehen und präsentieren mit Tödliches von Haff und Hering eine durchwachsene Sammlung von Kurzgeschichten, unter die man - auch das hat inzwischen fast Tradition - regionale Kochrezepte gemischt hat. Frei nach dem Motto: Erst gibt's eins auf die Rübe, anschließend Wrukeneintopf mit Gänseklein.

Alles in allem pendelt sich die 18 Texte umfassende Sammlung auf einem mittleren Niveau ein. Literarische Sternenküche kommt nur einmal vor, aber Deftiges aus Topf und Pfanne findet der Leser allemal und nur das Wenigste ist völlig ungenießbar.

Herausragend aus dem Mecklenburg-Vorpommerschen/ Schleswig-Holsteinschen Einerlei: Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen von Beatrix M. Kramlovsky, die zweifelsfrei auch die größte Schreiberfahrung aller angetretenen Autoren und Autorinnen besitzt. Bei ihr stimmen die Bilder, sie bringt es fertig, auf knapp acht Seiten eine spannende Generationengeschichte zu erzählen, die eingebettet ist in Landschaft und Historie - berührend im Ton und die wirklich großen Fragen nicht aussparend.

So tief wollen die meisten anderen nicht in den Brunnen der Vergangenheit hinabtauchen. Lieber plätschert man in flacherem Wasser, versucht witzig-beredt zu unterhalten und die Spannungsmomente dabei nicht ganz aus den Augen zu verlieren. Das macht manchmal Spaß - etwa bei Matthias Biskupek, Ruth Borcherding-Witzke, Stefani Hübner-Raddatz, Barbara Gantenbein oder Regine Kölpin -, erscheint gelegentlich etwas zu bemüht für eine Kriminalgeschichte wie im Fall von Lilo U. Heimann, die den amerikanischen Präsidenten G. "Dabbeljuh" Bush während des Gipfels zu Heiligendamm in Lebensgefahr schweben lässt, und geht drei-, viermal auch total in die Bade-, bzw Bikinihose. Doch diese Mischung kennt man ja inzwischen von ähnlichen Unternehmungen nur allzu gut und erwartet denn auch längst nicht mehr nur Suspense pur.

Was Tödliches von Haff und Hering bietet, reicht jedenfalls aus, um hin und wieder eine verregnete Stunde im Strandkorb zu überbrücken. Im Gedächtnis auf ewig festhaken wollen sich die meisten Erzählungen nicht. Scheint nach dem Schauer die Sonne wieder, hat man schnell vergessen, wer da gerade wen aus welchen Gründen ins Jenseits beförderte und warum er durch welchen Geistesblitz so schnell seiner Missetat überführt wurde.

Ach ja, die Rezepte des Rostocker Ex-Fernsehkochs Günther Halle. Viel Fisch und Wild und Sachen, bei denen schon der Name Regionalität verspricht wie Scheiterhaufen oder Angler Muck. Letzterer, ein leckerer Grog, wird in der Geschichte Der Tee der verrückten Hutmacherin - für mich eine der besseren des Bandes - zur Tatwaffe. Ansonsten ist die Verbindung von Erzähltem und Zusammengerührtem eher locker, manchmal zu weit hergeholt. Doch irgendwann wird es sich sowieso ausgekocht haben zwischen Nordsee und Nebelhorn, Oder und Oranje-Grenze. Was kommt dann? Horoskope? Schnittmusterbögen? Sextipps zum Nachschlafen? Wir wissen es nicht, lassen uns aber gerne überraschen. Und sind hundertprozentig davon überzeugt, dass es etwas sein wird, das man auch an der Ostsee kennt. Na, denn man tau!



© 2008 by Dietmar Jacobsen/ Alle Rechte beim Autor


Lesen Sie bitte hier meine letzten Rezensionen

Zum Seitenanfang
Zur Startseite