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Die aktuelle Rezension
(September 2009)

Richard Stark:
Das Geld war schmutzig
Wien: Paul Zsolnay Verlag 2009,
254 Seiten
ISBN 978-3-552-05479-0
"Nichts ist unmöglich. Aber alles ist teuer."




Erinnern Sie sich noch an die drei Gangster, die die Fusion zweier Banken zu einem ganz großen Coup nutzen wollten? 2,2 Millionen Dollar! Doch dann ging eine Menge schief. Der Erste wurde geschnappt, der Zweite zu einer strapaziösen Flucht gezwungen, der Dritte zog sich hinter den Tresen seiner kleinen Bar zurück und versuchte, nicht weiter aufzufallen. Die Beute aber lag, sauber abgepackt in Kartons, auf der Orgelempore einer aufgegebenen kleinen Kirche und wartete darauf, abgeholt und aufgeteilt zu werden.

In seinen beiden Romanen Keiner rennt für immer (Zsolnay 2009) und Fragen Sie den Papagei (Zsolnay 2008) hat uns der im Dezember letzten Jahres verstorbene Richard Stark, der in Wahrheit Donald E. Westlake hieß und für seine enorme literarische Produktivität gleich mehrere Pseudonyme benötigte, diese Geschichte erzählt. Er tat dies wie immer lakonisch und ohne ein Wort zuviel. Nicht einmal den Vornamen seiner Hauptfigur hielt er für erwähnenswert. Parker war Parker, sonst nichts.

Nun also Das Geld war schmutzig. Und damit natürlich die Lösung des Rätsels, ob und vor allem wie drei Männer, die ein gemeinsam geplantes und begangenes Verbrechen für eine Weile zusammengeschweißt hatte, mit den Schwierigkeiten, vor denen sie nach der Tat plötzlich stehen, fertig werden. Verraten werden kann immerhin: Von den dreien überleben nur zwei, davon einer nicht ohne Mühe. Der Dritte, Parker, zieht wie gewohnt die Fäden, lenkt die Aktionen, ist der Kopf des Ganzen. Ein Kopf freilich, den man inzwischen kennt im Land und den er deshalb nicht allzu weit vorstrecken darf, will er ihn noch eine Weile behalten.

Aber Parker hat ja Verbindungen - connections. Leute, die ihm etwas schulden, aber auch solche, denen er etwas schuldet. Und weil mehr als genug Geld im Spiel ist, lassen selbst erklärte Feinde für eine Weile das Kriegsbeil ruhen und versuchen, ihren Schnitt bei der Sache, die beständig komplizierter wird, zu machen. Wobei sie selbstredend davon ausgehen, dass irgendwann der Zeitpunkt gekommen sein wird, wo man Parker und die Seinen einfach aus dem gemeinsamen Boot wirft.

Daraus bezieht Richard Starks Plot seine Spannung. Immer mehr Gier wird freigesetzt, weil immer mehr Menschen mitmischen. Und niemand kann sich sicher sein, ob der, dem er für eine Weile zu vertrauen gezwungen ist, nicht im nächsten Moment um des allerkleinsten Vorteils willen die Seiten wechselt. So belauert man sich aus der Ferne und von Nahem, aus Jägern werden Gejagte und umgekehrt, jedem Beobachter sitzen weitere Beobachter im Nacken. Das alles erzählt der Autor in dem typisch unterkühlten, an Hemingway erinnernden Ton, in dem er schon seit mehr als 40 Jahren seinen Helden auf dessen ganz eigene Weise den großen amerikanischen Traum mitträumen lässt. Immer sieht da etwas ganz einfach aus und dann hängen die Trauben doch wieder zu hoch oder erweisen sich als sauer, wenn man sie endlich im Mund hat. So wie die Millionenbeute von Seite zu Seite zu schrumpfen scheint und, wenn sie dann endlich sicher geborgen in drei Koffern ruht, gerade noch soviel Wert besitzt, Parker die dringend benötigte neue Existenz zu erkaufen.

Schade, dass wir nun nicht mehr erfahren werden, wie es weitergeht. Donald E. Westlakes Tod am 31. Dezember 2008 war auch der Tod seines nicht unsympathischen Schurken. Ein paar Erzählkörnchen stecken da noch in der Erde seines letzten Romans. Allein diese Saat wird nicht aufgehen.



© 2009 by Dietmar Jacobsen/ Alle Rechte beim Autor


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