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Die aktuelle Rezension
(Januar 2009)

Jonathan Santlofer:
Tödliche Kunst.

Berlin: Parthas Verlag GmbH
2008, 437 Seiten
ISBN 978-3-86601-703-0
Künstler gegen Künstler




Künstler sind merkwürdige Menschen. Selbstbezogen und missgünstig, knallhart, wenn es ans Verhandeln geht, tagein, tagaus auf Ruf und Ruhm bedacht. Und weil nur wenig Platz ist im Olymp der Kreativen, lässt man Moral und Ethos schnell links liegen, wenn es gilt, die eigene Position auszubauen, andere daran zu hindern, zu einem selbst aufzuschließen oder gar - Bewahre! - an einem vorbeizuziehen.

Unbestritten: All diese mehr als fragwürdigen Charakterzüge vorausgesetzt, bilden die Beziehungen von Künstlern untereinander ein nahezu idealtypisches Biotop für Verbrechen aller Art. Denn hier wimmelt es doch von erstklassigen Motiven für Mord, Erpressung und Ideenklau. Neid, Arroganz und der Drang, immer und überall Erste(r) zu sein, tun ein Übriges. Und geradezu wundern muss man sich, ist einem das erst einmal klar geworden, dass inzwischen nicht viel mehr Krimis Mord und Totschlag unter Malern, Bildhauern und Galeristen thematisieren.

Doch Gott sei Dank gibt es ja Jonathan Santlofer. Der kennt sich aus, denn er ist selbst bildender Künstler. Die Werke des 1946 Geborenen waren bis dato in mehr als 100 Ausstellungen zu sehen. Und als wäre das noch nicht genug: Seit einem knappen Jahrzehnt schreibt er auch noch - Kunstkrimis, was sonst. Tödliche Kunst ist bereits sein dritter ins Deutsche übersetzter Thriller. Ebenfalls bei Parthas zu haben sind dessen Vorgänger Der Todeskünstler und Farbfehler.

Die Serienheldin Santlofers heißt Kate McKinnon. Als Ex-Polizistin mit einem Faible für Kunst bringt sie alle Voraussetzungen mit, um immer wieder in Fälle verwickelt zu werden, wie sie nur die Kunstszene zu bieten hat. Diesmal ist es die scheinbar sinnlose Zerstörung von Gemälden in New Yorker Galerien und Privatsammlungen, die sie auf den Plan ruft. Und weil der Täter schon bald Gefallen daran findet, nicht nur Kunstwerke zu zerstören, sondern auch deren Hüter und Besitzer auf bizarre Weise zu töten, haben Kate McKinnon und ihr Partner Monty Murphy vom Kunstdezernat der örtlichen Polizei bald mehr als genug zu tun.

Routiniert und spannungsvoll beschreibt Jonathan Santlofer die Jagd auf einen Psychopathen, der die Maler der New York School auf dem Kieker hat. Die aus Opposition gegen die Ausstellungspolitik des Museum of Modern Art 1950 sich zu einem lockeren Verbund zusammenschließenden Vertreter des sogenannten Abstrakten Expressionismus brachten in der Folgezeit Koryphäen wie Jasper Johns und Robert Rauschenberg, Willem de Kooning und Jackson Pollock, Mark Rothko und Franz Kline hervor. Freilich war der Zusammenhalt innerhalb der Gruppe mehr ideologischen Prämissen denn kollegialer Verbundenheit geschuldet. Was letztere betrifft, so galt wohl mehr das Wort des Gruppenmitglieds Ad Reinhardt, welches Jonathan Santlofer als Motto seinem Roman vorangestellt hat: "Der einzige Kampf in der Kunst ist der Kampf Künstler gegen Künstler."

Und genau die hinter dieser Aussage sich verbergenden offenen und geheimen Rivalitäten nutzt Santlofer zur Konstruktion seines bis zum überraschenden Ende nicht die Spannung verlierenden Romans. Der wird nie langweilig, weil links und rechts des Hauptermittlungspfades noch Nebenkriegsschauplätze beleuchtet werden wie der internationale Kunstschmuggel, die dubiosen Beziehungen zwischen Museen, kleineren Galerien und großen Auktionshäusern, der Umgang mit diversen Künstlernachlässen und das Mikroklima innerhalb einer Klientel, die dem Kunsthandel seine fantastischen Umsätze garantiert - ohne ein anderes Ziel zu verfolgen als eine brillante Geldanlage.

Tödliche Kunst bietet suspense und Information, sex and crime, Unterhaltung auf hohem Niveau und eine Realität, die man nicht erst groß verfremden muss, um den Anschein des Bizarren zu erwecken. Mit Hilfe einer schönen Idee - Der Täter schickt, bevor er zuschlägt, immer erst ein Schwarz-Weiß-Gemälde, auf dem das aktuelle Ziel seines Anschlags festgehalten ist, aber auch ein Hinweis darauf, welches Bild er sich als nächstes vornehmen wird. - jagt der Roman sein sympathisches Ermittlerpärchen dicht auf der Spur des Täters quer durch die Szene. Dass dabei auch noch Raum für ein bisschen Liebe bleibt, empfindet der Leser als angenehme Zugabe. Nur ein paar überflüssiger Brutalitäten hätte es nicht bedurft - doch welches Buch ist schon perfekt?



© 2009 by Dietmar Jacobsen/ Alle Rechte beim Autor


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