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Weiterbildung/ Text-Management/ Design
Die aktuelle Rezension
(Juni 2009)

Horst Eckert:
Sprengkraft.

Dortmund: GRAFIT Verlag 2009, 413 Seiten
ISBN 978-3-89425-660-9
Deutschland hat ein El-Kaida-Problem




Da ist ein ehemaliger Journalist, der sich als Freelancer durchschlägt und seine große Chance gekommen sieht, als eine dubiose neue Partei - die "Freiheitlichen" - ihn als PR-Profi anheuert. Da ist ein frustrierter junger Einwanderer aus Nordafrika, der mit dem Leben in seiner neuen Heimat nicht zurechtkommt und allmählich zur Gefahr für sich und seine Umwelt wird. Da ist ein Polizist, der es nie so genau genommen hat mit der Moral und den man nun zusammen mit seiner jungen Partnerin auf einen Maulwurf in den eigenen Reihen ansetzt. Drei Menschen, drei Schicksale - raffiniert miteinander verwoben im neuen Thriller von Horst Eckert.

Und natürlich ist da jede Menge Aktualität, wie man das von Eckert ja gewohnt ist. Gesellschaftspolitischer Sprengstoff, der polarisiert. Umgehende Ängste, die aufgegriffen werden und zur Begründung dienen, warum bisher verbürgte Rechte plötzlich nicht mehr gelten sollen. Aufkommende Hysterie angesichts der Tatsache, dass das Fremde sich doch nicht so leicht und widerstandslos integrieren lässt, wie es die Utopie einer multikulturellen Gesellschaft einst versprach, sondern Jahrhunderte, ja Jahrtausende alte Traditionen und Gebräuche mitbringt, die es auch fern der Heimat leben möchte. Fehlende Toleranz im Bunde mit grotesken Vorurteilen auf allen Seiten und immer wieder der Versuch unterschiedlichster gesellschaftlicher Parteiungen, ihr ganz spezielles Süppchen über all den hochschlagenden Flammen zum Kochen zu bringen.

Sprengkraft erzählt eine höchst brisante Geschichte aus unser aller Gegenwart. Das aber nicht plakativ, sondern an Figuren gebunden, die man zu kennen meint und deren Konflikten, Wandlungen und Katastrophen man gebannt folgt. In den Text eingestreute fiktive Pressemeldungen erwecken den Eindruck des Dokumentarischen - und wirklich sollte es nicht schwerfallen, der aktuellen Tagespresse ähnliches, manchmal vielleicht sogar fast gleichlautendes Material zu entnehmen. Was Eckert unter der ganzen Aufregung um Moscheenbau, Ehrenmorde, Dschihadismus und internationale Terrorzellen, die den Text durchzieht, gelegt hat, ist allerdings die Besorgnis, das nach dem 11. September 2001 wie eine Epidemie über die westliche Welt gekommene Sicherheitsdenken könne letzten Endes zu einer Preisgabe freiheitlich-demokratischer Errungenschaften führen und in einem Kontrollwahn enden, wie er nur zu gut aus diktatorischen Systemen bekannt ist.

Dagegen arbeitet des Autors Story an, indem sie den Leser geschickt hinter die Dinge blicken lässt, ihn in die laufenden Intrigen hineinzieht und damit zum Nachdenken zwingt. Konsequent ist das Buch aber vor allem darin, dass es am Ende jegliches Happy End verweigert. Da löst sich nichts in Wohlgefallen auf. Da wandern die einen nicht hinter Gitter und die anderen schreiben sich keineswegs ins Ehrenbuch der Geschichte ein. Nein, alles geht so fatal weiter, wie es angefangen hat. Allein das Personal ist nicht mehr dassselbe, Wahn und Verblendung, Machtgier und Skrupellosigkeit aber sind die gleichen geblieben.

Im Übrigen erinnert Horst Eckerts Roman mich ein bisschen an die Marionetten des John le Carré. Auch hier viel Lärm um wenig. Auch hier eine Hysterie, die nicht hochkochen würde, wenn nicht die unterschiedlichsten Interessen samt den Gruppen und Grüppchen, die sie profitabel verwalten, am laufenden Meter Brennstoff nachlegten. Auch hier ein eher bitterer Humor, ein zum Sarkasmus neigender Blick auf unsere Gegenwart. Letztlich nicht ganz so elegant im Stil, vor allem was die Diaologe betrifft, die bei le Carré pointierter sind und bei Eckert gelegentlich allzu steif-pädagogisch daherkommen. Aber hellwach beide in ihrem Blick auf gesellschaftliche Gruppierungen, die den Terror in der Welt gern dazu nutzen möchten, ihre eigenen Machtgelüste ohne Rücksicht auf etwaige Verluste durchzusetzen.



© 2009 by Dietmar Jacobsen/ Alle Rechte beim Autor


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