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Beate Maxian:
Tödliche SMS. Kriminalroman
Wien: echomedia verlag gmbh 2007, 262 Seiten
ISBN 978-3-901761-72-0
"Einatmen. Ausatmen. Es geht mir gut."




Es soll ein unvergesslicher fünfunddreißigster Geburtstag werden. In Wien, der Stadt, in der Andrea Reiter lange wohnte. Und eine tolle Überraschung verspricht ihr Silke, die "beste Freundin", obendrein. Also nimmt man sich ein paar Tage frei, kehrt München den Rücken und freut sich auf die Donaumetropole. Doch kaum angekommen am Westbahnhof, meldet das Handy: Komme später. Bussi Silke. Es bleibt nicht die einzige SMS, die Andrea in den nächsten Tagen erreichen wird. Und jede einzelne zieht sie tiefer in eine Geschichte hinein, an deren Ende sie dem Tod nur knapp entkommt.

Beate Maxian, Initiatorin und Organisatorin des seit 2007 stattfindenden österreichischen Krimifestivals "Mörderischer Attersee", Sach- und Kinderbuchautorin sowie mit Projekten im Film-, TV-, Medien- und Eventbereich beschäftigt, hat mit dem vorliegenden Kriminalroman das oberösterreichische Salzkammergut als angestammten Handlungsraum verlassen, ihrer Serieninspektorin Sandra Anders eine wohlverdiente Pause verordnet (Sie wird wohl pünktlich zu den nächsten Attersee-Festspielen zurückkehren.) und ihren ersten Großstadtthriller geschrieben. Der spielt in der Kunst- und Kulturszene Wiens, wo gestylte Typen Bussis nach links und rechts verteilen, während sie insgeheim schon an der nächsten Gemeinheit feilen, die der allgegenwärtigen Konkurrenz die Grenzen aufzeigen soll. Und weil Maxian sich gut auskennt in den Gepflogenheiten all der Schönen und Kreativen, darf sich der Leser über so manchen Seitenhieb auf einen Betrieb freuen, in dem nicht wenig heiße Luft produziert wird.

An heißer Luft freilich stirbt man genausowenig wie an übler Nachrede. Und auch ein halbes Dutzend SMS reichen als Nägel für die finale Behausung nicht aus. Da müssen schon andere Dinge aufgefahren werden - zum Beispiel ein scharfes Skalpell. Dass sie selbst gegen Ende - nach vielen krimiüblichen Verwicklungen samt einer Handvoll potenzieller Täter, die alle gute Gründe zu besitzen scheinen, die Regieassistentin König zu meucheln - auf dem Seziertisch des Killers landen wird, ahnt Andrea freilich noch nicht, als sie statt auf die versprochene Geburtstagsüberraschung auf die nackte Leiche ihrer Freundin stößt und anschließend beginnt, Privatdetektivin zu spielen, weil ihr die Polizei die falschen Spuren zu verfolgen scheint.

Hinter aller äußeren Spannung und den zahlreichen Wendungen, die die Geschichte nimmt, verbirgt sich jedenfalls ein außerordentlich brisantes Thema: Stalking. Andrea Reiter musste Wien einst verlassen, weil ihr ein abgelegter Liebhaber mit seinen Nachstellungen Tag und Nacht zusetzte. Und auch Silke Königs Mörder ist ein Mann, der sich erst falschen Illusionen hingibt und dann allgemach ins Psychopathische abgleitet. Dass niemand aus ihrer Umgebung - nicht einmal die engste Freundin - davon eine Ahnung hat, mag mit daran liegen, dass Silke die Oberflächlichkeit, die ein Merkmal jener Kreise ist, denen sie zugehört, zu einem Gutteil auch in ihren privaten Beziehungen zu leben scheint.

Abgesehen davon, dass Beate Maxians Roman Tödliche SMS mit seinem ernsten Anliegen hin und wieder eines aufmerksameren Lektorats bedurft hätte - dass "unausgesprochene Wörter" zum Beispiel "breit grinsend im Raum hängen" ist ein belustigendes, aber kein stimmiges Bild -, wird er mir ganz am Ende auch zu oberlehrerhaft. Selbst die grundsympathische Andrea Reiter hört sich im Epilog plötzlich wie die wohlmeinende Vertreterin einer Opfergruppe an, die sich einer breiteren Öffentlichkeit mit aufklärerischer Absicht via Glotze zuwendet. Dabei spricht sie lediglich mit ihrem neuen Lover, dem Inspektor Remo Bauer. Der hinwiederum ist ein ganz besonderer Typ von Mann, der mich schon bei seinem ersten Auftauchen auf Seite 35 zu dem Stoßseufzer "Wir wollen unsre alte Sandra Anders wiederham!" hinriss. Nein, Frau Maxian, bitte, weg mit diesem frauenverstehenden Abziehbild. Schicken Sie demnächst Wilma nach Wien oder Wanda meinetwegen, gerne auch Beate ... nur Remo nicht nochmal, denn der war drauf und dran, mir Ihr wirklich gutes Buch zu verleiden. Und das wollen wir doch alle nicht, gell?



© 2008 by Dietmar Jacobsen/ Alle Rechte beim Autor


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