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Die aktuelle Rezension
(Februar 2008)

Barry Eisler:
Tödliches Gewissen
Frankfurt/ Main: Fischer Taschenbuch Verlag 2008,
365 Seiten
ISBN 978-3-596-16847-7
Let it Rain!




Von den im englischen Original erschienenen 6 Bänden der Thrillerreihe um den "freien" Killer John Rain hat der Fischer Taschenbuch Verlag bisher die ersten vier ins Deutsche übertragen lassen. Im schlicht-schönen Reihenoutfit gehalten, ist Tödliches Gewissen dabei der vierte. Für Barry-Eisler-Einsteiger ist es allerdings nicht erforderlich, mit seiner Lektüre zu warten, bis man die ersten drei aufgearbeitet hat. Ein wenig Informationsdefizit ist zwar unvermeidbar. Dennoch erzählt jeder Band einen eigenen, abgeschlossenen Fall und sollten Vorkenntnisse wirklich einmal nötig werden, findet man sie in lässiger Manier in die Gedankengänge der Hauptfigur eingestreut.

Ein Hauptkennzeichen der John-Rain-Romane sind die exotischen Schauplätze, an denen sie spielen. Diesmal geht es von Manila aus, wo Eislers Protagonist einen Auftrag vermasselt, über das thailändische Phuket bis nach Hongkong, damit Rain vor beeindruckender Kulisse schließlich alles wieder ins Lot bringen kann. Dass es sich bei den Opfern des vietnamerfahrenen Nahkämpfers mit Prinzipien immer um Hauptakteure der internationalen Terrorszene bzw. deren Waffenlieferanten handelt, versteht sich dabei von selbst. Und während Eislers kaltblütiger Held Jagd auf sie macht, muss er auch diesmal wieder erfahren, dass die Welt nach dem 11. September nicht mehr so leicht in Gut und Böse zu unterteilen ist, wie man das gerne hätte. Oft wird ein vermeintlicher Feind zum Freund und Verbündete hetzen einem plötzlich Mordkommandos auf den Leib.

Tödliches Gewissen hat viel Atmosphäre und ist auch unter literarischen Gesichtspunkten kein Leichtgewicht. Eisler, 1964 geboren, 3 Jahre bei der CIA beschäftigt und in asiatischen Kampfsportarten mehr als erfahren, weiß, wie man Spannung aufbaut und bis zum Ende hält. Mit einer guten Prise Sex gewürzt - diesmal ist es eine israelische Agentin, Delilah, die Hauptfigur und Leser ins Schwitzen bringt -, wird das tagtägliche Leben des John Rain geprägt von ständigen Kämpfen um sein Überleben, Verfolgungsjagden sowie das Schließen und Lösen unterschiedlichster Bündnisse. Dass er bei seiner Profession Bekannte und Auftraggeber aus den höchsten Kreisen etlicher Geheimdienste und Parteien aus aller Welt besitzt, verwundert dabei nicht. Dennoch bleibt er einsam und auf sich allein gestellt, hat Momente, in denen er fast zu verwundbar erscheint.

Letztere freilich werden kompensiert durch jene Situationen, wo es darum geht, zu töten oder getötet zu werden. Hier mutet Barry Eisler seinem Leser manchmal fast ein bisschen viel zu, beschreibt minutiös noch das leiseste Knacken der Halswirbel vor dem mortalen Genickbruch (bei dem es dann etwas lauter knackt) oder das Gefühl - beziehungsweise Nicht-Gefühl -, das ein Mensch hat, wenn er mit dem Messer lebenswichtige Arterien eines Angreifers durchtrennt. Und wenn gelegentlich während der Lektüre die eine oder andere James-Bond-Reminiszenz aufblitzt, so wird doch schnell klar, dass der smarte Wodka-Martini-Trinker mit seinem charakteristischen Witz und Understatement in der Welt des Halbjapaners/ Halbamerikaners Rain nicht den Hauch einer Chance hätte.

Doch auch John Rain ist - bei aller Verschlossenheit - Genüssen nicht abgeneigt. Und damit man ihm auf deren Terrain folgen kann, finden sich in einem kleinen Anhang dieses und aller anderen Tokio-Killer-Bücher Listen der zehn Coffeeshops, Jazzclubs und Restaurant, die ihm in Tokio die liebsten sind, kann man nachlesen, welche Jazzinterpreten er weltweit schätzt und welche - teils höllisch teuren - Single Malts er in stillen Minuten trinkt.

Und da wir gerade beim Anhang sind: Der verrät uns auch mittels kurzer Inhaltsangaben, was wir in den bereits vorliegenden Romanen verpasst haben. Wer Tödliches Gewissen freilich nicht aus der Hand legen konnte, bevor er auf der letzten Seite unten angekommen war, der sollte sich den Luxus leisten, nun auch die anderen Bände zu lesen. Ich hab's getan und kann sie nur empfehlen.



© 2008 by Dietmar Jacobsen/ Alle Rechte beim Autor


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